Es war nicht mein erster Besuch in Barenburg. Jedesmal mußte ich feststellen, daß der Verfall des Bahnhofs weiter fortgeschritten ist. Er wurde 1900 erbaut, 1963 der südliche Teil durch einen Neubau ersetzt, während der ursprüngliche alte Güterschuppen erhalten blieb. Der Bahnhof liegt an der eingleisigen Strecke Bünde-Rahden-Sulingen-Bassum. Sie wurde im Jahre 1901 in Betrieb genommen und bildete durch ihre Anschlüsse an die Hauptstrecken Osnabrück-Bremen in Bassum und Dortmund-Hannover bei Bünde eine Direktverbindung zwischen den Großstädten Bielefeld und Bremen. Anfang der 1950er Jahre wurde ein durchgehender Eilzug von Bremen über Sulingen nach Frankfurt/Main (und zurück) eingeführt und somit die Strecke in das Fernverkehrsnetz aufgenommen. In den 1970er Jahren begann der allmähliche Niedergang. Die Stückgutverladung in Barenburg wurde 1970, der Personennahverkehr 1975 eingestellt. Die Eilzüge Bremen-Bielefeld (und zurück) blieben zunächst bestehen, hielten jedoch nicht in Barenburg, da Barenburg kein Eilzughaltepunkt war. 1994 folgte mit der Bahnreform die Einstellung des gesamten Personenverkehrs, und 1997 die Stillegung der Streckenabschnitte Rahden-Barenburg und Sulingen-Bassum. Damit wurde Barenburg praktisch zum Endbahnhof und hat nur noch eine einseitige Verbindung über Sulingen-Diepholz an das Eisenbahnnetz, die ausschließlich für die Firma Exxon Mobil genutzt wird. Der Fahrdienstleiter in Barenburg verschwand in den 90er Jahren mit der Umstellung der Weichen auf Handbetrieb und dem Abbau der Signale. Nach 2009 verschwand auch die charakteristische Telegrafenleitung. Das Bahnhofsgebäude steht leer und verfällt. Das gegenüber liegende, eigentlich denkmalschutzwürdige, fast bis ins Detail originalgetreu erhalten gebliebene Bahnbeamtenwohnhaus aus dem Jahre 1900 wurde nach 2009 abgerissen, die lange Ladestraße an eine Abfallaufbereitungsfima verkauft, die sie als Lagerplatz nutzt. Das Ladegleis wurde herausgerissen. Der Bereich macht einen trostlosen Eindruck.
1953 entdeckte man bei Barenburg Erdölvorkommen. Dazu errichtete die Brigitta Elwerath Betriebsführungsgesellschaft nödlich des Bahnhofs einen Förderbetrieb mit Gleisanschluß. Diesen übernahm im Jahre 2002 die Exxon Mobil. Neben Erdöl wurde von dort aus auch Flüssigschwefel aus der Erdgasreinigung Voigtei per Bahn befördert. Bis 2013 waren die an jedem Werktag (außer Samstags) erfolgenden Schwefeltransporte mit langen Tankzügen, sowie die Ölzüge, die einzige verbliebene Nutzung der Strecke. Seit der Einstellung der Schwefelgewinnung Anfang 2014 fährt nur noch ein- bis zweimal wöchentlich ein Ölzug. Da der Gleisanschluß des Förderbetriebes in Richtung Süden einmündet, müssen die Züge am Bahnhof Barenburg wenden. Ansonsten herrschen hier nur noch Stille, Niedergang und Verfall.
Die Burg Barenburg der Herrschaft Altbruchhausen taucht erstmals 1285 in Urkunden auf. Sie kam 1338 an die Grafen von Hoya. Um die Burg enstand der kleine Burgflecken Barenburg. Die Burg lag strategisch relativ günstig, da sie hier einen Paß der Straße Minden-Bremen durch eine sumpfige Niederung beherrschte. Dennoch blieb die Burg eher zweitrangig. Im 15. Jahrhundert begann sie zu verfallen und verschwand schließlich restlos. Das hannoversche Amt Barenburg war sehr klein und beschränkte sich nur auf den Flecken. Es wurde 1828 schließlich aufgelöst und dem Amt Ehrenburg zugeordnet, das wiederum 1852 an das Amt Sulingen fiel. Das Amtshaus in Barenburg ist später restlos verschwunden. Heute hat Barenburg rund 1260 Einwohner und gehört zur Samtgemeine Kirchdorf im Landkreis Diepholz.
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