Montag, 7. November 2016

Fliegerhorst Ahlhorn
















Der Fliegerhorst Ahlhorn (Ldkrs. Oldenburg) wurde bereits 1915/16 als Luftschiffhafen der Kaiserlichen Marine erbaut. Hier waren insgesamt 25 Luftschiffe ("Zeppeline") und 1200 Soldaten stationiert. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges im Jahre 1918 wurden die Luftschiff-Hallen demontiert und die letzten beiden Luftschiffe nach England verbracht. Es folgte zunächst eine zivile Nutzung des Luftschiffhafen-Geländes. 1938 übernahm die NS-Luftwaffe das Gelände und begann mit dem Bau eines Fliegerhorstes mit drei triangelförmig angeordneten, befestigten Startbahnen. Stationiert wurden Bomber vom Typ "Ju 88" und "Ju 188", gegen Ende des Zweiten Weltkriegs das Kampfgeschwader 53 mit Bombern vom Typ "He 111". Zeitgleich befanden sich hier auch Tag- und Nachtjägerverbände. Im Februar 1945 machte ein vernichtender britischer Luftangriff den Fliegerhorst unbrauchbar. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die Britische Besatzungsmacht das Gelände und begann dort 1951, einen Fliegerhorst der Royal Airforce einzurichten. Dazu wurde die triangelförmige Anordung von drei Startbahnen nicht wieder hergestellt, sondern statt dessen die Ost-Westbahn für die neuen Düsenflugzeuge erheblich verlängert und verbreitert. Die Briten stationierten hier bis 1957 Jagdflugzeuge vom Typ "Gloster Meteor" und Jagdbomber vom Typ "BAC Canberra". Im Jahre 1958 übergaben die Briten den Fliegerhorst der neu gegründeten bundesdeutschen Luftwaffe. Diese stationierte hier zunächst das Jagdgeschwader 71 mit Düsen-Jagdflugzeugen vom Typ "F 86 Sabre" unter Commodore Erich Hartmann, dem ehemaligen NS-"Flieger-Ass". Obwohl für die Düsenflugzeuge bereits ausreichend, ließ die Luftwaffe die Startbahn im Jahre 1962 nochmals auf ihre nun endgültige Länge von 2,1 km verlängern. Die neuen "Starfighter F 104" wurden jedoch in Ahlhorn nicht mehr stationiert. Statt dessen kam 1963 das Lufttransportgeschwader 63 mit zweimotorigen Propeller-Transportmaschinen vom Typ "Noratlas" nach Ahlhorn. Das Geschwader wurde mit Einführung der Transall-Maschinen 1971 aufgelöst. An dessen Stelle trat in Ahlhorn das Hubschrauber-Transportgeschwader 64 mit Hubschraubern vom Typ "Bell UH 1 D". Mitte der 70er Jahre wurde der Fliegerhorst zu einem Hauptluftumschlagplatz des Lufttransport-Systems der Luftwaffe. Er lag an der Flugroute Hohn - Ahlhorn - Köln-Bonn - Stuttgart - Landsberg. Der Fliegerhorst Ahlhorn war auch an die NATO-Pipeline angeschlossen (Leitung 09 als Abzweig von Leitung 05 Bramsche - Oldenburg).

Anfang der 80er Jahre begannen der Kalte Krieg und der Rüstungswettlauf auf einen Höhepunkt zuzusteuern. Die NATO entwickelte das COB-System (Co-located Operation Base), nach dem deutsche Fliegerhorste, die in Friedenszeiten nicht in vollem Umfang genutzt wurden, Kapazitäten zur Aufnahme jeweils einer Staffel amerikanischer Kampfflugzeuge für den "Verteidigungsfall" ständig bereit zu halten hatten. Bereits 1979 wurde die in Großbritannien beheimatete amerikanische 3./81th TFW mit 18 Erdkampfflugzeugen zur Panzerbekämpfung vom Typ "A-10 Thunderbold II" und 80 US-Soldaten nach Ahlhorn zur Unterstützung der 2. ATAF (Allied Tactical Air Force) verlegt. Damit war Ahlhorn eine sogenannte "Forward Operation Location" (FOL). Im Laufe der 80er Jahre wurde der Fliegerhorst für das COB-System weiter ausgebaut. Am Rollfeld entstanden 17 Flugzeugbunker. Die US-Soldaten erhielten ein eigenes Staffelgebäude und einen verbunkerten Gefechtsstand. Neben den fliegenden Verbänden war in Ahlhorn seit 1961 auch die 1. Batterie des FlaRakBtl 25 (Sitz in Barnstorf) untergebracht. Diese war für die Nike-Herkules-Raketenstellung in Varrelbusch zuständig.  

Die "Wende" leitete schließlich das Ende des Fliegerhorstes Ahlhorn ein. Das COB-Programm wurde eingestellt. Bereits 1991 zogen die Amerikaner ab. 1994 wurde das deutsche Hubschrauber-Transportgeschwader aufgelöst. Im folgenden Jahr (1995) stellte die Luftwaffe den regulären Flugbetrieb in Ahlhorn ein. Die 1./FlaRakBtl 25 blieb - zuletzt noch mit Patriot-Raketenwerfern ausgestattet - als letzte militärische Einheit bis 2006. Damit endete die Geschichte des Militär-Fliegerhorst und die 90-jährige Geschichte Ahlhorns als Garnisonsort und Luftfahrtstandort. Im Jahre 2005 hatte es noch so ausgesehen, als ob Ahlhorn von der zivilen Luftfahrt weitergenutzt würde: Die "Aircraft Maintenance Service GmbH" siedelte sich auf dem Fliegerhorst an und zerlegte und wartete dort Passagierflugzeuge. 2009 ging die Firma jedoch pleite. Im selben Jahr wurde die Liegenschaft der Johann Bunte Bauunternehmung verkauft. Aus dem Unternehmen ging die Betreibergesellschaft für den Gewerbepark "Metropolpark Hansalinie" hervor. Heute befinden sich auf dem Gelände zahlreiche zivile Nachnutzer. Dennoch darf man es ungenehmigt nicht betreten. Am Tor des Gewerbeparkes wacht ein Pförtner.


Die ersten beiden Bilder ganz oben zeigen die Startbahn in Ost-West-Richtung gesehen. Rechts und links der Startbahn erkennt man etwas von den Sonnenkollektoren, die als eine der zivilen Nachnutzungen des Fliegerhorst eine riesige Fläche einnehmen. Das dritte Bild ist ein Blick in Richtung Rollfeld mit einem alten Betriebsgebäude und dem Tower. Die halbrunden Bauten sind Flugzeugbunker. Davor wieder Sonnenkollektoren. 

Das erste Bild unterhalb dieses Textblocks zeigt einen Treibstoffbunker, das zweite Bild den Tower und einen Flugzeugbunker. Ebenso ist auf dem dritten Foto ein Flugzeugbunker zu sehen.  



















Es folgt ein Foto von einem der zahlreichen Betriebsgebäude, darunter ein Bild mit der Hauptwache. Die Gebäude der Wache und des Kasernenbereiches sind teils noch die ersten Gebäude aus dem Jahre 1915. Das Foto darunter zeigt ebenfalls ein solches Gebäude. Das letzte Bild ist ein Blick durch den Zaun auf die ehemalige Kommandantur (Baujahr 1915). Bemerkenswert sind auch die alten Parkbäume.

























Sonntag, 2. Oktober 2016

Patriot-Raketenstellung Wietingsmoor




















Abgelegen im nördlichen Wietingsmoor befindet sich eine leergezogene Raketenstellung des "Flugabwehrraketen-Bataillon 25" der Bundeswehr. Das Bataillon hatte seinen Sitz (Stab) in der Hülsmeyer-Kaserne in Barnstorf.  Ab 1964 gehörten mehrere stationäre Abschußbasen mit teils nuklear bestückten Nike-Herkules-Raketen zum Bataillon. Diese befanden sich im Brägeler Moor südlich Vechta, im Stemmer Moor bei Wagenfeld, nördlich Cloppenburg bei Varrelbusch und im Wietingsmoor bei Wietingshausen. Die Stellungen gehörten zum stationären Luftverteidigungsgürtel der NATO. Anfang der 90er Jahre wurden die Nike-Herkules-Raketen wegen technischer Veraltung ausgemustert und durch das rein konventionelle aber weitaus modernere Mittelstrecken-System "Patriot" ersetzt. Dieses war ein vollständig auf Lkw montiertes, mobiles System. Die zahlreichen Nike-Herkules-Stellungen des Luftverteidigungsgürtels wurden somit - und auch aufgrund der "Wende" - überflüssig und leergezogen, so auch die des FlaRakBtl 25. Lediglich dessen Stellungen in Wagenfeld (bis 2002) und im Wietingsmoor wurden noch zu Patriot-Raketenstellungen umgerüstet. Die eigentlichen Stellungen waren hufeisenförmige Ringwälle, an deren offenen Seiten sich eine Mauer mit einem Tor befand (zu sehen auf dem ersten Bild, rechts). Dieser Bauzustand blieb bis heute erhalten. Im Jahre 2005 zog das Bataillon schließlich aus Barnstorf ab, die Raketenstellung im Wietingsmoor steht seitdem leer und wird heute teilweise landwirtschaftlich genutzt. Die Kaserne in Barnstorf wurde zum Gewerbepark umgebaut.   

Die Bilder oberhalb des Textblocks entstanden am Eingangsbereich. Die ersten beiden Bilder unterhalb des Textblocks zeigen Betriebsgebäude, das dritte Bild das Wach- und Unterkunftsgebäude. Die weiteren Bilder entstanden im Radar- und Feuerleitbereich. Mittels des hohen Funkturmes konnten mehrere Patriot-Stellungen über Richtfunkstrecken miteinander verbunden werden. Das letzte Bild ganz unten zeigt ein Modell eines Patriot-Raketenwerfers.




 























































Montag, 25. Juli 2016

Bremen, Kriegerdenkmal















In den Bremer Wallanlagen befindet sich südlich der Kunsthalle das monumentale Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges ("Ehrenmal Altmannshöhe"). Es wurde 1935 erbaut und ist ein exemplarisches Werk der NS-Kunst. Die Anlage besteht aus einer riesigen, einen Hof ringförmig umschließenden Klinkermauer, in deren Klinker die Namen der Gefallenen eingraviert sind. Auf dem Hof steht ein symbolischer, steinerner Sarkophag. Vor dem Eingang in die Anlage befindet sich ein Vorhof mit der Skulptur "Mutter mit Kindern". Der große Haupthof kann nicht betreten werden, da er mit einem verschlossenen eisernen Tor gesichert ist, vermutlich um die Anlage vor Vandalismus zu schützen. Am Eingang ist eine Informationstafel angebracht, die ich hier wörtlich zitiere:

"Das Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges wurde 1934-35 nach Entwürfen des Landschaftsarchitekten Heinrich Friedrich Wiepken-Jürgensmann (1893-1973) und des Bildhauers Ernst Gorsemann (1886-1960) errichtet. Im Sinne der nationalsozialistischen Politik wurde die Gedenkfunktion um die Gefallenen der Division Gerstenberg und des Freikorps Caspari sowie um drei 1933 getötete Bremer NSDAP-Mitglieder erweitert. Die Division Gerstenberg und das Freikorps Caspari waren 1919 maßgeblich an der Zerschlagung der Bremer Räterepublik beteiligt. Ernst Gorsemann war zur Zeit der Denkmalserrichtung vorübergehend Leiter der 'Nordischen' Kunsthochschule Bremen, der nationalsozialistisch geprägten Kunstakademie. Er war kein NSDAP-Mitglied, seine damalige Nähe zum Nationalsozialismus ist jedoch unumstritten. 1936 ergänzte Ernst Gorsemann die Anlage durch die Skulptur einer Mutter mit Kindern. Bauwerk und Skulptur wurden während des Zweiten Weltkriegs beschädigt. 1945 wurde die Anlage instand gesetzt und die Steintafeln mit den Namen der drei Nationalsozialisten entfernt. Die Skulptur der Mutter wurde von Ernst Gorsemann erneuert und 'thematisch überarbeitet'. Sie wurde jedoch erst wieder 1963 nach dem Tod des Bildhauers aufgestellt. Das Denkmal steht exemplarisch für wenige, noch erhaltene große Kriegsgedenkstätten aus der nationalsozialistischen Periode 1933-1945 in Deutschland. Die Konvention (Ehrenhain mit Altar) geht auf das späte Kaiserreich zurück und war ursprünglich in diesem Sinn als ein Ort der Stille gedacht. Im nationalsozialistischen Bremen wurde das Denkmal zu einem Ort für Massenveranstaltungen im ideologischen und propagandistischen Sinn der damaligen Machthaber." [Zitatende]  

Die umlaufende Inschrift am oberen Rand der Klinkermauer lautet: + Wir Toten + Wir Toten sind groeßere Heere als ihr auf der Erde + als ihr auf dem Meere + Wir fluegten das Feld mit geduldigen Taten + Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten + und was wir vollendet und was wir begonnen + das fuellt noch dort oben die rauschenden Bronnen + und all unser Lieben und Hassen und Hadern + das klopft noch dort oben in sterblichen Adern + und was wir an gueltigen Saetzen gefunden + dran bleibt aller irdische Wandel gebunden + und unsere Toene + Gebilde + Gedichte erkaempfen den Lorbeer im strahlenden Lichte + Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele + Drum ehret und opfert + Denn unser sind viele +
 

Die Inschrift am Sarkophag lautet: "1914 - 1918 10.000 Maenner und Juenglinge zogen aus dieser Stadt in Krieg und Tod. Niemand hat groeßere Liebe denn die, daß er sein Leben lasset fuer seine Freunde."  

Die Anlage ist heute ein geschütztes Kulturdenkmal.



















Es folgen ein Bild der Skulptur "Mutter mit Kindern" von Ernst Gorsemann (hergestellt 1936, erneuert und überarbeitet nach 1945) und ein Bild der Skulptur "Sterbender Jüngling" von Herbert Kubica aus dem Jahre 1936. Die Veränderungen der "Mutter mit Kindern" (ursprünglich hieß sie "Deutsche Mutter") von nach 1945 betreffen den Kopf der Skulptur, dessen NS-typischer kalter, herrischer und zu allen Opfern entschlossene Ausdruck stark abgemildert wurde. Der "sterbende Jüngling" war ein Denkmal mit Sockel-Inschrift für die Gefallenen der Division Gerstenberg und des Freikorps Caspari. Die Inschrift lautete: "Im Kampf um Bremens Freiheit am 4. Februar 1919 fielen in den Reihen des Freikorps Caspari und der Division Gerstenberg …“ Dieses Denkmal stand ursprünglich auf dem Liebfrauenkirchhof, wurde im Zweiten Weltkrieg in der Kunsthalle untergebracht und 1955 ohne Inschrift in den Wallanlagen unweit des Kriegerdenkmals wieder aufgestellt. Der Lorbeerzweig, den die Figur ursprünglich als Siegeszeichen in der Hand hielt, wurde entfernt. 

Die zu den regulären Truppen gehörende Division Gerstenberg wurde im Januar 1919 von Gustav Noske (SPD) nach der Niederschlagung des Spartakusaufstandes in Berlin in Marsch gesetzt, um auch die revolutionäre, links-sozialistische  Bremer Räterepublik, die im Zuge der deutschen Revolution von 1918 entstanden war, gewaltsam niederzuschlagen. Zu der regulären Truppe trat das Freikorps Caspari, einer irregulären Einheit aus 600 reaktionären Freiwilligen. Die Räterepublik wurde am 4. Februar 1919 an nur einem Tag zerschlagen.
















Montag, 18. Juli 2016

Leese, Kampfstoff-Fabrik

























In Leese bei Stolzenau an der Weser befindet sich in einem Waldstück eine ehemalige Kampfstoff-Fabrik aus dem Zweiten Weltkrieg. Offizieller Eigentümer oder Betreiber war eine Firma namens "Orgacid". Diese verpachtete das Gelände an die Chemie-Firmen "Riedel de Haen" und die "Lonal Werke AG, Berlin". Die Firmen sollten Zwischenprodukte für chemische Kampfstoffe für die Deutsche Wehrmacht herstellen. Der Bau der Anlagen zog sich von 1937 bis 1943 hin. Die Anlage verfügte über 70 Gebäude, einen Eisenbahnanschluß an die Strecke Nienburg-Minden, ein eigenes Kraftwerk und autarke Wasserversorgung mit eigenem Wasserwerk. "Riedel de Haen" produzierte in Leese neben einem Grundstoff für Tränengas vor allem Sauerstoff, der zum Teil zu Raketentreibstoff verarbeitet wurde. Die "Lonal Werke" sollten in Leese ein Vorprodukt zur Herstellung des kältebeständigen Kampfgases "Winter-Lost" produzieren. Doch dazu kam es vor Kriegsende wahrscheinlich nicht mehr. Allenfalls die Produktion geringer Mengen im Rahmen eines Probebetriebes werden vermutet. Nach der Besetzung der Anlage durch britische Truppen im April 1945 produzierten diese dort bis 1948 weiterhin Sauerstoff und andere Industriegase für den eigenen Bedarf. Danach wurde die Fabrik demontiert und viele Bunker gesprengt. 1951 übernahm die deutsche IVG das Gelände mit der ehemaligen Fabrik. Von 1964 bis 1996 betrieb die Bundeswehr dort das dem Munitionsdepot Liebenau unterstellte Korps-Depot 152 sowie eine Truppenunterkunft vermutlich für das Nachschub-Ausbildungszentrum Leese. Im Jahre 2000 kaufte die "Raiffeisen Warengenossenschaft e.G." das gesamte, von der Bundeswehr nach der "Wende" geräumte Gelände mit allen Bauten und nutzt diese zum Teil als Lagerräume bzw. vermietet Bauten an andere Nutzer. Später kam noch ein sogenannter "Wertstoffhof" hinzu. 



Das erste Foto ganz oben zeigt eine ehemalige Truppenunterkunft im norwestlichen Teil des Geländes nahe dem Haupttor. Dem Baustil nach zu urteilen stammt das Gebäude noch aus der NS-Zeit und könnte ursprünglich von den Wachmannschaften belegt gewesen sein. Das zweite Foto entstand am Haupttor, das heute von der Raiffeisengenossenschaft genutzt wird. Das Gelände kann ohne Genehmigung nicht betreten werden. Die Einfahrt ist sehr stark gesichert; wären die Tore nicht grün sondern grau gestrichen, könnte man fast meinen, es handele sich um einen kleinen Grenzübergang zur DDR. Die starke Sicherung hängt vermutlich damit zusammen, daß auf dem Gelände auch schwach radioaktive Abfälle aus Medizin und Forschung gelagert werden. Das dritte Bild entstand in dem kleinen, einzigen öffentlich zugänglichen Bereich der Anlage, einem Paintball-Spielfeld. Hier kann man eines der ehemaligen Produktionsgebäude der Kampfstoff-Fabrik sehen. Der Baustil mit der Dachtarnung erinnert an Bauten der "Eibia" in Barme und in Liebenau. Das vierte Foto zeigt ein Betriebsgebäude, das ich mit starkem Zoom durch die Maschen des Zaunes aufgenommen habe.

Die ersten beiden Bilder unterhalb dieses Textblocks zeigen die Brückenköpfe der demontierten Brücke über die Bundesstraße 215 des stillgelegten Eisenbahn-Anschlusses. Das Anschlußgleis an die Kampfstoff-Fabrik wurde 1938 in Betrieb genommen. Die Brückenköpfe wurden nicht einfach aus Beton gegossen, sondern im typischen NS-Stil aus klobigen Natursteinen gemauert. Das dritte Bild unterhalb dieses Textblocks zeigt einen alten Wegweiser im Art-Deco-Stil der 1920er Jahre. Im Hintergrund ist die Eisenbahnbrücke der Strecke Nienburg-Minden über die Bundesstraße 215/441 zu sehen. Es folgen zwei Bilder vom Bahnhof Leese-Stolzenau. Die 1921 erbaute Eisenbahnstrecke Nienburg-Minden ist eine eingleisige, aber elektrifizierte Nebenbahn, die ihre Hauptbedeutung im Güterverkehr hat. Sie hat noch heute (2016) die alte Sicherungstechnik mit mechanischen Flügelsignalen. Zwischen Nienburg und Minden halten Personenzüge nur noch in Leese-Stolzenau und in Petershagen-Lahde. Alle anderen Bahnhöfe sind geschlossen.




























Unmittelbar westlich des Geländes der ehemaligen Kampfstoff-Fabrik verläuft parallel die alte NATO-Pipeline, zu erkennen an den charakteristischen weiß/orange gestreiften Markierungspfählen. Das Foto (unten) habe ich neben der ehemaligen Trasse der Anschlußbahn an das Gelände gemacht. Daß diese Leitung gerade hier verläuft hat aber nichts mit dem ehemaligen Bundeswehrstandort zu tun, sondern ist reiner Zufall. Es handelt sich um die "Fernleitung 10" Bramsche-Hodenhagen. Sie hat einen Anschluß an das IVG-Tanklager Nienburg-Schäferhof. Die NATO-Pipelines sind ein in den 1960er und 70er Jahren aufgebautes, unterirdisches militärisches Leitungsnetz in Westeuropa zur Verbindung der militärischen Tanklager untereinander und zur Versorgung der in Europa kämpfenden Luft- und Bodentruppen mit Treibstoff. Das Leitungsnetz wird zivil mitgenutzt. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" meldete am 10.09.2014, daß die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sowohl das versteckte und getarnte Tanklager in Hademstorf (bei Hodenhagen) als auch die gesamte Fernleitung Bramsche-Hodenhagen zum Verkauf anbietet. Das Tanklager Nienburg-Schäferhof wurde bereits 2007 an einen rein zivilen Nutzer verkauft, der es zur Lagerung von Bio-Kraftstoffen nutzt. Die Bundeswehr benötigt seit ihrer Umstrukturierung die Leitung und die Tanklager nicht mehr.   












Sonntag, 10. Juli 2016

Minden, Wasserstraßenkreuz


























Dieser Eintrag ist eine Fortsetzung des Berichtes über die Stadt Minden und ihre Geschichte. In Minden kreuzen sich die beiden wichtigen Wasserstraßen Weser und Mittellandkanal. Der Mittellandkanal verbindet Rhein und Elbe, Baubeginn war 1905, komplett vollendet wurde er 1938. In Minden führt er mit einer im Jahre 1914 fertig gestellten Trogbrücke über das Wesertal und die Weser. Schiffe, die von einem Gewässer auf das andere wechseln, tun dies über einen Verbindungskanal am Mindener Hafen, ähnlich wie über eine Autobahnauffahrt, wobei sie in einer Schachtschleuse den Höhenunterschied überwinden. Die markante, wie eine Burg aussehende Schachtschleuse wurde ebenfalls im Jahre 1914 fertig gestellt. Ihr Baustil, eine Mischung aus Historismus und Heimatschutzstil, ist zeit-typisch. Seit 2009 wird direkt neben der alten Schachtschleuse an einer neuen Schleuse für größere Schiffe gebaut. Außer der  Schachtschleuse gibt es noch einen weiteren Verbindungskanal mit zwei Schleusen, den "Verbindungskanal Süd".

Die ersten fünf Fotos oben zeigen die Trogbrücke über das Wesertal. Der hintere, helle und schmucklose Teil auf dem zweiten Bild ist die eigentliche Weserbrücke. Sie ist im April 1945 von deutschen Truppen gesprengt worden und wurde 1947-49 in reiner Stahlbetonbauweise wiederaufgebaut. Die alte Trogbrücke wird nicht mehr von Schiffen befahren. Heute fahren die Schiffe ausschließlich über die 1993 direkt an die alte Brücke parallel angebaute, breitere neue Brücke. Dies ist im Hintergrund auf dem ersten Foto unterhalb dieses Textblocks zu sehen. Das Foto entstand auf der Brücke der Bundesstraße 61. Die alte Trogbrücke ist die rechte Durchfahrt mit den Brückenhäuschen. Die neue Brücke ist die linke Durchfahrt. 

Das zweite Foto unterhalb dieses Textblocks zeigt die Schachtschleuse vom Bereich der Trogbrücke aus gesehen, darunter folgen zwei Bilder von der Schleuseneinfahrt. Auf dem fünften Bild ist ein Schüttgutfrachter zu sehen, der sich gerade in der Schleuse befindet. Darunter stehen noch zwei weitere Bilder mit Impressionen von der Schleuse.