Sonntag, 26. April 2015

Muna Espelkamp

























1938/39 begann in einem großen Waldgebiet südlich Rahden nahe dem Dorf Alt-Espelkamp an der Eisenbahnstrecke Bassum-Rahden-Bünde der Bau einer Heeres-Munitionsanstalt, der "Muna Lübbecke". Die Muna war 250 ha groß und verfügte über ein 20 km langes Straßennetz. Hergestellt wurden Granaten aller Art. Eine Anlage zum Befüllen von Giftgasgranaten soll nicht mehr zum Einsatz gekommen sein. Heute ranken sich zahlreiche Legenden um die Muna. Im April 1945 fiel die Muna unzerstört in die Hände der Britischen Armee. Britische Räumkommandos räumten sie bis Ende 1947 nahezu komplett ab. Einige Barracken und Gebäude blieben zur Nutzung durch ein evangelisches Hilfswerk für Kriegsopfer stehen. Dies war die Keimzelle der Stadt Espelkamp.

1949 einigte sich die evangelische Kirche mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen auf den Bau einer säkularen, gewerblichen Sozialsiedlung für Flüchlinge und Vertriebene auf dem Gelände der Muna. Land, Kirche und ev. Hilfswerk gründeten dazu eine sogenannte Aufbaugemeinschaft. Im Lauf der 1950er Jahre enstand somit, unterstützt von der US-amerikanischen Aufbauhilfe, eine am Reißbrett geplante Stadt und Industrieansiedlung, eine der größten Vertriebenenstädte in Deutschland. In den 1960er Jahren erfuhr Espelkamp eine neue Zuwanderungswelle durch die Gastarbeiter aus Südeuropa und der Türkei, und in den 80er und 90er Jahren eine weitere aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion. Heute hat Espelkamp ca. 26.600 Einwohner.

Das für den Besucher Besondere der Stadt ist das völlige Fehlen historisch gewachsener Strukturen und entsprechender alter Bausubstanz, da der Ort gewissermaßen am Reißbrett geplant und innerhalb weniger Jahre aus dem Boden gestampft worden ist. Diese "künstliche Stadt" besteht im Kern nahezu ausschließlich und stileinheitlich aus Wohnblocks aus den 1950er und 60er Jahren mit teils kasernen-ähnlichem Aussehen. Der Eindruck erinnert an moderne Stadtteile der DDR.

Auf dem ersten Foto ganz oben sind typische Wohnblocks aus den 50er Jahren zu sehen. Die vier Bilder darunter entstanden in der Einkaufsstraße der Innenstadt. 

Das erste Foto unterhalb dieses Textblocks zeigt das 1960 erbaute Rathaus. Man könnte meinen, das Bild sei in der DDR gemacht. Darunter folgt noch eine Impression aus der Einkaufsstraße. Das dritte Bild unterhalb dieses Textblocks zeigt die 1962 erbaute evangelische Kirche. Sie steht auf dem Standort des ehemaligen Feuerwachturmes der Muna. Darunter folgt ein Foto vom am Ende der 1950er Jahre erbauten Bahnhof Espelkamp an der Eisenbahnstrecke Bassum-Rahden-Bünde. Damals fuhren noch durchgehende Eilzüge zwischen Bremen und Bielefeld. Heute ist die Strecke zwischen Rahden und Bassum stillgelegt. Es verkehren ausschließlich noch Züge der privaten Eisenbahngesellschaft "Eurobahn" zwischen Rahden und Bielefeld.  

Die letzten zwei Bilder sind Impressionen aus einem Wohngebiet nahe der Innenstadt.    


































Montag, 6. April 2015

Feldbahnhof Arkeburg

























Moorbahnen (Feldbahnen) werden immer seltener, weil in Norddeutschland der Torfabbau nach und nach eingestellt, und die abgetorften Moore renaturiert werden. Bald werden diese Bahnen ganz verschwunden sein. Einen der größten Feldbahnhöfe habe ich am Torfwerk Arkeburg im Goldenstedter Moor gefunden. Die Arkeburg ist ein vorgeschichtlicher Ringwall vermutlich germanischen Ursprungs aus der Zeit um 100 n.Chr. Der Doppelwall ist dort noch heute in einem Wald vorhanden. Die schmale Straße, die dort vorbeiführt, ist die Zufahrtstraße zum Moor und zum Torfwerk. Da die Bilder für sich sprechen, erübrigt sich eine ausführliche Kommentierung. Die beiden Lokomotiven sind von der Lokomotivenfabrik "Schöma" in Diepholz hergestellt worden.
Etwa 1 km weiter mooreinwärts befindet sich am Naturschutz- Informationszentrum NIZ ein kleiner Feldbahn-Personenbahnhof für Rundfahrten. Diesen zeigen die letzten beiden Bilder. Die dortige Lokomotive stammt von der schon vor Jahrzehnten pleite gegangenen Lokomotivenfabrik "Diema" aus Diepholz. 






























Sonntag, 5. April 2015

Uchte




















Der alte Burgflecken Uchte liegt am Südrand der Böhrde nahe der westfälischen Grenze, einem sandigen Höhenzug, der die Überquerung umfangreicher Moorgebiete durch die Fernstraße von Minden nach Bremen (heute B 61) ermöglichte. Demnach lag Uchte an strategisch wichtiger Stelle. Der Flecken entstand im 13. Jahrhundert um die von den Grafen von Hoya erbaute Grenzburg gegen das Bistum Minden und wurde Mittelpunkt einer Vogtei. Uchte blieb Grenzburg bis zur Errichtung der weiter südwestlich gelegenen Grenzburg Diepenau durch die Grafen von Hoya um 1380. Die Burg Uchte ist später verfallen, Uchte blieb aber Amt. Das Amt  kam gegen 1500 unter münstersche Lehnshoheit, von dort ging es 1527 an Hessen über. 1816 wurde das Amt Uchte mit der Neuordnung Deutschlands nach dem Wiener Kongreß dem Königreich Hannover angegliedert. Heute gehört Uchte zum Landkreis Nienburg und hat ca. 4700 Einwohner.

Die ersten drei Bilder oben zeigen das ehemalige Amtshaus in Uchte. Es scheint heute privatisiert, eine Außenbesichtigung ist daher nur von der Straße aus möglich, der interessante Abschlußstein nur mit Zoom bzw. Teleobjektiv fotografierbar. Der Stein zeigt die Initialen "F.R." mit einer Krone und der Jahreszahl 1750. Mir ist nicht eindeutig klar, wer damit gemeint ist. Friedrich II. von Hessen-Kassel kann es nicht sein, weil dieser erst ab 1760 regierte und zudem die Landgrafen von Hessen-Kassel keine Könige waren. Eine weitere Theorie wäre, daß mit "F.R." Friedrich II. von Preußen gemeint ist. Dies könnte dadurch zu erklären sein, daß Hessen ab 1527 die Grafen von Bentheim-Tecklenburg mit Uchte bis zu deren Aussterben belehnte; die Grafschaft Tecklenburg kam jedoch 1707 durch Verkauf an Preußen. Demnach hätte Uchte um 1750 zum Königreich Preußen gehört. Aber wie gesagt, das ist nur eine Theorie von mir nach umfangreicher Sucherei in meiner Bibliothek. Ich bin kein Historiker und kann mich irren, lasse es aber erstmal so stehen.

Auf dem vierten Bild von oben ist die um 1840, also in hannoverscher Zeit erbaute Kirche zu sehen, die dem Baustil des Neoklassizismus oder der "Romantik" zugeordnet werden kann.

Die ersten beiden Fotos unterhalb dieses Textblocks entstand im Ortszentrum, auf dem dritten Bild ist die charakteristische enge historische Bebauung zu sehen, wie wir sie auch von anderen niedersächsischen Burgflecken der Region kennen, etwa von Diepenau, Steyerberg oder Siedenburg. Das vierte und fünfte Bild unterhalb dieses Textblocks zeigen die ehemalige Wassermühle von Uchte im Ortszentrum am Uchter Mühlenbach.





























Es folgen noch zwei Bilder vom Bahnhof Uchte. Das erste zeigt die Strecke Rahden-Nienburg, die seit 1970 wegen Stillegung des Abschnittes Uchte-Steyerberg in Uchte endet, mit dem ehemaligen Bahnbeamtenwohnhaus im Hintergrund. Das Gleis ist in einem erbärmlichen Zustand. Das zweite Bild zeigt das verkaufte Empfangsgebäude. Uchte war früher ein kleiner Eisenbahnknotenpunkt. An die durchgehende Reichsbahnstrecke Rahden-Nienburg schlossen hier die Strecke Uchte-Petershagen-Minden der Mindener Kreisbahn und die Schmalspurstrecke Uchte-Loccum-Wunstorf der Steinhuder Meerbahn an. Die Anschlußstrecken sind spurlos verschwunden, es existiert nur noch der Stumpf Rahden-Uchte. Dieser wird nur noch an wenigen Tagen im Jahr von einer Museumsbahn befahren.