Montag, 29. Juni 2009
Einsatzhafen Vörden
Der Einsatz-Flughafen Vörden auf dem Wittefeld südlich der Dammer Berge wurde Ende der 1930er Jahre erbaut. Die drei triangelförmig angeordneten Start- und Landebahnen machten den Flughafen flächenmäßig zwar sehr groß, weil er aber nicht über einen Eisenbahnanschluß verfügte, und somit die Heranschaffung des Treibstoffes umständlich war, wurden dort überwiegend nur einmotorige Jagdflugzeuge stationiert, 1939 zunächst vom Typ Messerschmitt Bf 109, später vom Typ Focke Wulf FW 190 A. Die größte Bedeutung hatte der Einsatzhafen ab 1943, als von hier aus Abfangjäger gegen einfliegende alliierte Bomberverbände starteten. Ab 1944 erfolgten mehrere alliierte Bombenangriffe auf den Flughafen, wodurch dieser Anfang 1945 schließlich unbrauchbar wurde. Seine Besetzung durch britische Truppen erfolgte am 9. April 1945. Das Gelände blieb fortan in militärischer Nutzung durch die Briten, der Flughafen wurde jedoch nicht wieder reaktiviert.
Im November 1961 errichtete die niederländische Armee auf dem Gelände eine Flugabwehr-Raketenbasis mit Nike-Herkules-Raketen, die zu dem Ring stationärer Raketenbasen der NATO in Westdeutschland gehörte. Im Ostteil des Einsatzhafens entstand die Feuerstellung der niederländischen A 118 SQN, im Westteil die dazugehördende Feuerleitstellung. Ein Teil der Raketen war mit atomaren Gefechtsköpfen ausgestattet, die sich in der Schlüsselgewalt der amerikanischen 509th USAAD befanden. Diese hatte im Nordteil des Geländes eine kleine Unterkunft. Mit den Raketen sollten aus dem Osten einfliegende Flugzeugverbände mit Nuklearexplosionen in großer Höhe über dem Territorium der Bundesrepublik bekämpft werden. Bis Ende der 1980er Jahre war das Gelände des Einsatzhafens weiträumig abgeriegelt, man konnte sich ihm kaum nähern, die Zufahrtswege waren für Fahrzeuge gesperrt.
Ende der 1980er Jahre wurde das Nike-Herkules-Waffensystem ausgemustert und durch das rein konventionelle und mobile System "Patriot" ersetzt. Die Planung der Niederländer sah für die Patriot-Raketen jedoch andere Stationierungsorte vor. Somit zog die niederländische A 118 SQN im Jahre 1988 aus dem Einsatzhafen Vörden ab. Die Bauten der Nike-Herkules-Stellung wurden zu Ruinen, die teilweise heute noch stehen. Die alten Flughafen-Betriebsbauten aus der NS-Zeit (Tower, Flugleitung usw.) sind aber irgendwann abgerissen worden, das Gebäude der Flugleitung erst nach 1988, da es den Niederländern als Bereitschaftgebäude diente. In Osnabrück stationierte Britische Einheiten nutzten das Gelände noch bis 2008 als Standortübungsplatz "Vörden Ranges". Bundeswehreinheiten üben dort heute noch.
Weil das Gelände größtenteils immer noch militärisches Sperrgebiet ist, blieben die Start- und Landebahnen, sowie Rollfelder und Flugzeug-Stellplätze in großen Fragmenten bis heute erhalten. Dadurch ist eine einzigartige Naturlandschaft entstanden: Auch nach 60 Jahren sind die erwähnten Anlagen nur mit Pioniervegetation bedeckt (Flechten, Moose, Sukkulenten wie Mauerpfeffer, besondere Magerstandort-Kräuter), was in dieser großflächigen und dauerhaften Form sehr selten ist. Es wäre wünschenswert, daß dieser ungewöhnliche Biotop erhalten bliebe, nicht in die Hände der Landwirtschaft gerät und sogleich unter Naturschutz gestellt wird, wenn die letzte militärische Nutzung eines Tages entfallen sollte.
Als passende Musik habe ich mich für ein Stück sogenannter "minimal-music" (der Begriff ist eigentlich irreführend) in seiner ursprünglichen, in den 1960er bis 70er Jahren entstandenen Form entschieden; übereinandergeschichtete Klangteppiche, gewoben aus sehr kurzen, sich wiederholenden Melodiefragmenten. Im ersten Moment wirkt sie statisch, doch die Musik verändert sich permanent, die Klangteppiche verschieben sich, die Melodiefragmente ändern sich ständig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen