Sonntag, 11. Juli 2010
Herrenhäuser Gärten
Die Herrenhäuser Gärten in Hannover gehörten einst zum Schloß Herrenhausen, der Sommerresidenz Hannoverscher Kurfürsten und Könige. Das Schloß wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf die Orangerie zerstört und nicht wieder aufgebaut. Der Wiederaufbau ist mittlerweile jedoch geplant.
Ein erstes Schloß mit kleinem Garten entstand in Herrenhausen bereits 1638 unter Herzog Georg von Calenberg und Grubenhagen. Im Jahre 1692 erreichte Herzog Ernst August für die welfischen Teilstaaten Herzogtum Braunschweig-Lüneburg, Herzogtum Calenberg und Grubenhagen (Hannover), dem Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel und den Grafschaften Hoya und Diepholz die Kurwürde. Das Gebiet nannte sich fortan nach seiner Hauptstadt "Kurfürstentum Hannover".
Die Gemahlin des Kurfürsten Ernst August, Sophie von der Pfalz, war eine Enkelin Konig Jakobs I. von England. Das englische Parlament bestimmte sie im Jahre 1701 in der "Act of Settlement" zur englischen Thronfolgerin. Nach dem Tod von Ernst August im Jahre 1698 wurde Hannover-Herrenhausen unter seiner Witwe Kurfürstin Sophie zum Musenhof. Zum Kreis um Sophie gehörten der Philosoph und Mathematiker Leibniz und der Komponist Georg Friedrich Händel. 1714 starb Sophie ohne auf den englischen Thron gefolgt zu sein. Im selben Jahr starb Königin Anna von England. Als rechtmäßiger Erbe ging Sophies Sohn Georg Ludwig nach England und wurde als Georg I. zum König von England gekrönt. Damit begann die hannoversch-englische Personalunion. Das Kurfürstentum Hannover blieb aber weiterhin im deutschen Reichsverband und wurde fortan "in Abwesenheit des Herrschers" regiert. 1715 erwarb Hannover das schwedische Herzogtum Bremen und Verden, sowie das Amt Wildeshausen und erlangte damit seine bis zur Napoleonischen Zeit ungefähre endgültige Gestalt. Das Kurfürstentum Hannover wurde trotz seiner beträchtlichen Größe aber nie eine Großmacht. Es führte eher ein Schattendasein an der Seite der Weltmacht England und konnte nur mit dieser gemeinsam die europäische Poltik mitbestimmen. Am Wiener Kongreß von 1815 erhielt Hannover mit dem Emsland, Ostfriesland, dem Fürstbistum Osnabrück und dem Bistum Hildesheim weiteren erheblichen Gebietszuwachs und wurde zum Königreich Hannover erhoben. Die Personalunion mit England währte noch bis 1837, als Königin Victoria auf den englischen Thron folgte. Da die weibliche Thronfolge in Hannover nicht galt, trat die Trennung ein, und Ernst August, Herzog von Cumberland, ein Sohn Georgs III., bezog als König von Hannover die Schlösser der heutigen Landeshauptstadt.
Der Große Garten erhielt Ende des 17. Jahrhunderts nach dem Vorbild der Gartenkunst der Tuilerien in Paris seine heute noch erhaltene Gestalt. Die Zeit des Barock war von den sich entfaltenden Naturwissenschaften, der beginnenden Aufklärung und zugleich vom Absolutismus geprägt. Wichtige Persönlichkeiten aus dem Bereich Naurwissenschaft und Philosopie waren Isaac Newton, René Descartes und Leibniz. Aus der Philosophie, der Wissenschaft, der christlichen Religion und dem Absolutheitsanspruch der Fürsten entstand ein mechanistisches Weltbild, bei dem sich die gesamte Gesellschaft dem uhrwerkartig funktionierendem Gesamtmechanismus des Kosmos unterordnen mußte, in dem jeder Mensch, jede Kunst, jedes Tier und jede Pflanze ihren genau definierten Platz hatte. Individuelle Lebensäußerungen gab es kaum. Jeder spielte nicht nur, sondern war faktisch seine feste Rolle. Gleichzeitig war das Barock durch eine pompöse Demonstration der absolutistischen Weltordung und Macht gekennzeichnet, die sich neben ihrem Aufwand auch in häufigen allegorischen Darstellungen mit Bezug auf die römische Mythologie zeigte. Das alles schlug sich auch in der Gartenkunst nieder: Die Unterordnung der Pflanzen unter die Philosophie des Barock, strenge architektonische Symmetrie, die Gestaltung quasi genormter Ornamente und Muster, der Formschnitt, sowie die Gestaltung einer symmetrischen Perspektive durch Hecken und Alleen aus Ulmen und Linden sind die wichtigsten Elemente des Barockgartens.
Das letzte Foto entstand nicht in Herrenhausen sondern in der Innenstadt. Die klassizistische, 46,31 m hohe Waterloosäule auf dem riesigen Waterlooplatz wurde 1825-1832 zum Gedenken an den Sieg über Napoleon in der letzten, entscheidenden Schlacht bei Waterloo (Belgien) vom 18. Juni 1815 errichtet, in der hannoversche Truppen als "Kings German Legion" unter britischem Kommando an der Seite Preußens gegen die Truppen Napoleons kämpften. Es war der letzte große militärische Triumph Hannovers, denn 1866 wurde Hannover von Preußen annektiert und dem Königreich Preußen einverleibt.
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