In Bremerhaven die erste Überraschung: An unserem Kai hat ein Großsegler festgemacht. Doch nicht der schöne Segler wird uns nach Bremen fahren, sondern...
dieser kleine, aber doch recht wetterfeste "Flußdampfer", der direkt vor dem Segler steht. Die Fahrt wird ca. 4 Stunden dauern.
Ich suche mir auf dem Achterdeck des Schiffes einen günstigen Platz zum Fotografieren. Jetzt kann es los gehen.
Wir legen bei Starkwind pünktlich um 15:15 Uhr ab. Noch ein Blick aus der Ferne auf die Bremerhavener Überseehäfen.
Die Skyline von Bremerhaven rückt in immer weitere Ferne.
Nach ca. einer halben Stunde erreichen wir den Hafen von Nordenham.
Um 16:30 Uhr passieren wir Brake, einen bedeutenden Einfuhrhafen für Futtermittel für die Massentierhaltung, für Getreide und Düngemittel. Das Hafenpanorama ist von riesigen, fast amerikanisch anmutenden Silo-Bauten geprägt. Dann geht es rund eine Stunde weiter durch sehr einsames Gebiet: Nur Himmel, Wolken, Wasser, durchschnitten von den schmalen, grünen Uferstreifen.
Wir sind mittlerweile im Binnenland. Der scharfe Nordseewind und die Salzwasserluft sind kaum noch spürbar. In Bremen-Farge kommt der zweitgröße U-Boot-Bunker der Welt, der "Bunker Valentin" (Baujahr 1944) in Sicht. Auf der riesigen Baustelle mußten 1944 täglich rund 8000 Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene arbeiten. Die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt, geht aber in die Tausende. Zu einer Nutzung des Bunkers kam es vor Kriegsende nicht mehr. Heute befindet sich dort eine Gedenkstätte. Bis 2010 hat die Bundewehr Teile des Bunkers als Materiallager genutzt.
Vom U-Boot-Bunker etwa 2 km stromaufwärts befindet sich dieser auffällig unauffällige Ölpier (rechts im Bild) mit zwei Ölkränen. Er stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und gehörte zum verbunkerten Wifo-Tanklager Farge, mit dem er über eine Pipeline verbunden war. Ab 1941wurde das Tanklager schrittweise in Betrieb genommen. Nach dem Krieg hat es zunächst die US-Army, dann die Bundeswehr weitergenutzt. In den 1960er Jahren bekam das Tanklager einen Anschluß an die NATO-Pipeline. Ab 1971 wurde hier auch ein Teil der nationalen Heizölreserve gelagert. Zur Zeit bereitet die Bundeswehr die Stilllegung vor und bietet das Tanklager zum Kauf an.
Der große Massengutfrachter (links im Bild) fährt schon seit Nordenham hinter uns her. Sein Ziel sind die Bremer Industriehäfen.
Um 17:35 Uhr passieren wir Bremen-Blumenthal. Das markanteste Objekt ist dort die Bremer Wollkämmerei (gegründet 1883, geschlossen 2009), eines der größten erhaltenen Industriekomplexe aus dem 19. Jahrhundert, ein Bau- und Kulturdenkmal ersten Ranges. Es ist zu hoffen, daß von den historischen Fabrik-Gebäuden der Wollkämmerei so viel wie möglich erhalten bleibt. 2012 wurden zumindest Teile der Anlage unter Denkmalschutz gestellt.
Bis zur Bremer Innenstadt sind es mit unserem Schiff noch rund anderthalb Stunden.
An Blumenthal schließt sich Bremen-Vegesack an. Als erstes taucht dort die ehemalige Großwerft "Bremer Vulkan" auf (1997 pleite gegangen, heute: "Lührsen Werft"). Von den alten, von der Weser aus zu sehenden Werftanlagen fällt besonders der abgebildete historische Kran auf.
Der alte Vegesacker Hafen ist Standort des Segelschulschiffs "Deutschland".
Allmählich gelangen wir zu den stadtbremischen Häfen. Die erste markante Anlage ist das 1908 erbaute Bremer Stahlwerk. Es ist immer noch in Betrieb.
Hinter dem Stahlwerk passieren wir die "Schleuse Oslebshausen". Hier werden Großschiffe (überwiegend Massengutfrachter) in die Industriehafengruppe eingeschleust.
Gegen 18:15 Uhr fahren wir an den alten stadtbremischen Häfen vorbei. Dort bieten sich uns die historischen Bauten mit dem Turm der Roland-Mühle (Art Deco Stil) - dem Wahrzeichen der Häfen - in einem faszinierenden Panorama. Mittlerweile ist es Abend geworden und die Sonne steht tief, was die Lichtverhältnisse und das tintenblaue Wasser erklärt.
Dann die "Krönung": Es ist kurz vor 19:00 Uhr. Vor uns breitet sich die eindrucksvolle Skyline von Bremen, der schönsten Großstadt
Norddeutschlands. Wir sind am Ziel. Bis zu unserem Anleger in der City nahe der Böttcherstaße sind es noch etwa 15 min. Am rechten Bildrand sieht man die Beck's Brauerei, deren Produkt seit der Übernahme durch die belgische Inbev-Gruppe mir nicht mehr so recht schmeckt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen